1956

Als ich im April diesen Jahres in Lage/Lippe b1956zw. im Detmolder Krankenhaus das Licht der Welt erblickte, ahnte ich noch nicht, dass ich mich der Musik und besonders dem Gesang und dem Dichten einmal so intensiv widmen würde. Obwohl meine Eltern sagten, dass ich schon damals ein kleiner Schreihals gewesen bin. Für mich ist Singen übrigens bis heute eigentlich nur kontrolliertes Schreien.
Zudem war ohnehin viel los in diesem Jahr:

  • Der Bundesrat tagt zum ersten mal in Berlin.
  • Adenauer wird 80 Jahre alt. Grace Kelly heiratet Rainer.
  • Der Bundestag verabschiedet die Wehrgesetze.
  • Rocky erklärt seinen Rücktritt vom Boxsport.
  • Die Einbauküche und der Nierentisch finden Einzug in deutsche Haushalte.
  • 9 Tage vor meiner Geburt erzwingen die Gewerkschaften die
    45-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Gut so!
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1962

1962Meine Grundschulzeit wurde geprägt von einer Lehrerin Frau Dietsche, die ich bis heute sehr schätze, da sie sich mit damals neuen Methoden des Projektunterrichtes bei uns Jungen und Mädchen einen Namen machte. Wir bauten die fiktive Stadt Rosenburg, und jeder hatte dort eine Rolle zu verkörpern. Ich war der Schutzmann Motzek. Bei einer öffentlichen Vorführung vor den Eltern sagte ich: „Ich Schutzmann Motzek halt’ die Wacht, in Rosenburg bei Tag und Nacht …“nach oben ↑

1966

Meine Kindheit war endgültig beendet, und ich ging auf ein Jungengymnasium nach Lemgo. Es herrschte ein rauer autoritärer Ton, und Kinder aus Arbeiterfamilien hatten es dort nicht leicht. Einmal bekam ich eine schallende Ohrfeige. Ich hatte in der Pausenhalle selbstvergessen Lieder gesungen, weil es dort so schön hallte. O-Ton während eines Elternsprechtages: „Schauen sie sich doch mal die Hände ihres Sohnes an, die eignen sich doch vielleicht besser für handwerkliche Tätigkeiten!“ Tatsächlich stand 6 Jahre später in meinem Abgangszeugnis: Michael verlässt die Schule, um Elektriker zu werden. Eigentlich wollte ich Sportlehrer werden. Bis heute kann ich Ungerechtigkeiten nur schwer ertragen.

Parallel dazu unternahm ich erste Versuche, zu der Filmmusik von „Der Schatz im Silbersee“ zu texten und über Mikrofon und Lautsprecher zu singen. Für mich war es ein tolles Gefühl sich da so zu hören. Danach trat ich dann auch gleich dem Männergesangsverein Liederheim in Lage bei. Das war eine tolle Zeit: viel gesungen und so …nach oben ↑

1971

Nun begann meine eigentliche berufliche Karriere: Lehrzeit, Gesellenprüfung, Gesellenzeit (und endlich der Hauptschul- abschluss).
Zum ersten mal bekam ich im zarten Alter von 16 Jahren Kontakt zur damaligen Berufsschule in Detmold ( heute: Felix-Fechenbach Berufskolleg www.ffb-lippe.de). Sie ist meine Lieblingsschule – bis heute.

Ich unterrichtete d1971ort anfangs als Werkstattlehrer für Elektrotechnik (hauptsächlich Jungen ohne Hauptschulabschluss). Die konnte ich sehr gut verstehen. Heute bilde ich an demselben Berufskolleg an der Fachschule für Sozialpädagogik Erzieherinnen und Erzieher aus. Großartig! Macht richtig Spaß!


In diesem Jahr erwarb ich meine erste eigene Gitarre, eine Eko. Die war so schwer wie eine Hobelbank. Mit ihr hörte ich Liedermacherlieder von ’Platte’ ab, spielte und sang sie nach. Ich kaufte Liederbücher und übte, was das Zeug hielt. Außerdem gab ich Gitarrenkurse an der Schule und in der Justizvollzugsanstalt Detmold. Nebenbei füllte ich mit dem Schreiben erster eigener Texte meine Freizeit.
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1976

Ich beendete meine Ausbildung zum Elektrotechniker und erwarb die mittl1976ere Reife in einer Externenprüfung.
Danach bekam ich eine Anstellun
g als Werkstattlehrer an meiner Lieblingsschule und baute viele tolle Sachen mit Jungen, zum Beispiel eine Discolampe.

Parallel dazu betrieb ich immer Jugendarbeit betreute zum Beispiel Jugendliche bei Ferienfreizeiten auf Hallig Hooge, und war immer noch im Männergesangsverein.nach oben ↑

1978

Ich begann erste eigene Lieder zu komponieren und zu texten – inspiriert von Hannes Wader, Klaus Hoffmann, Konstantin Wecker, Hermann van Veen … und den politischen Spätwirkungen der 68er Studentenbewegung.
Mein erstes eigenes Lied “Vorbei“ handelt von Jugendlichen, welche den Halt in der Familie verloren hatten und den beruflichen Einstieg nie schafften.
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1979

1979Mein erstes öffentliches Konzert fand im Paderborner Kukoz statt, einem autonomen Jugendzentrum mit hohem politischen und kreativen Potential. Pogotanzen erlernte ich dort nicht, es war mir einfach zu riskant.

Auf jeden Fall war das ein denkwürdiger Auftritt:
Ich hatte inzwischen schon eine Plastikgitarre (Ovation), die klang nur gut, wenn sie mit Tonabnehmer über eine Anlage gespielt wurde. Aber das wollte ich ja auch. Das Programm war eine Mischung aus Wader, Hoffmann und Motzek. 80 Menschen hatten sich versammelt (gefühlte 755). Ich glaube, das war mein intensivstes Konzert. Ich habe geschrien, geschwitzt und gezittert und mich dabei auch noch auf der Plastikgitarre begleitet. Das zusätzliche Gitarrenmikrofon war mit einem Gummiband an einem Stativ befestigt. Aber es fiel nie herunter.
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1980

1980Mein erstes Soloprogramm mit eigenen Stücken wurde fertig, und ich gründete meine erste Band. Endlich! Es folgten zahlreiche Konzerte auf Kleinkunstbühnen, in Cafes und bei Kultur- und Großveranstaltungen. Es begann meine dreijährige Büffelei am Abendgymnasium in Bielefeld, die ich später mit dem Abitur abschließen sollte.

Ich spielte auf einer Gewerkschaftsveranstaltung am 1. Mai in Detmold und lernte dort Willy Brandt kennen.nach oben ↑

1985

Beim Bundeswettbewerb Musical, Song, Chanson in Berlin belegte ich den 8. Platz. Der WDR zeichnete ein Porträt auf. Es folgten Auftritte bei Rundfunk- und Fernsehsendungen. nach oben ↑

1987

1987In David Cassidys Tonstudio in Mosebeck bei Detmold nahm ich meine erste LP „Sei Querulant“ auf. Zwischen Genie und Wahnsinn: fremdes Studio, keine Ahnung von Studioarbeit, Gastmusiker gebucht, Auto defekt und eigentlich immer müde und chronisch pleite…

1987_2

Es folgten wieder viele Konzerte. Tolle Zeit. Inzwischen standen wir zu fünft auf der Bühne, mit etwa 15 Instrumenten. Einer der Musiker war Thommy Heinecke, der bis heute mein Freund und Mitglied meiner Band ist.nach oben ↑

1990

Inzwischen hatte ich mir mein eigenes Tonstudio (Tonstudio für Puristen) eingerichtet und nahm dort mein zweites Album „Spiel Dich Frei“ auf. Die Aufnahmen im hauseigenen Studio waren auch für meine WG-MitbewohnerInnen eine große Herausforderung, denn ständig war Musik im Haus und immer mussten alle ruhig sein.

1990_2

Aber die tollen Hauspartys entschädigten alle. Es folgte eine Promotiontour zur neuen CD mit meiner Band quer durch Deutschland. Der WDR zeichnete Fernseh- und Radioporträts auf.1990nach oben ↑

1992

1992Zusammen mit meinem Freund und Bassisten Carsten Hormes gründete ich die Künstleragentur „Die andere Agentour“.
Viele Musiker und Musikerinnen aus Ostwestfalen waren dort vertreten und engagiert. Wir wollten vielfältige (Klein-) Kunst vermitteln. Auf der Musikmesse in Frankfurt war unser Stand ein Publikumsmagnet.

Diese Agentur gibt es nicht mehr.
Carsten Hormes leitet mittlerweile mit Rudi Göbel das Kulturbüro OWL (www.kulturbuero-owl.de).
Gleichzeitig begann ich ein Psychologie- und Sozialpädagogik-Studium in Duisburg und Dortmund.
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1994

Unter dem Eindruck des Brandanschlages von Solingen am 29. Mai 1993 gründete ich zusammen mit Paderborner Künstler und Künstlerinnen den Verein „Denn er ist wie Du“ (Verein zur Unterstützung von Flüchtlingen und Asylsuchenden e.V.). Der Anschlag hatte einen rechtsextremen Hintergrund, fünf Menschen starben, 20 wurden lebensgefährlich verletzt. (Quelle: de.wikipedia.org)

Dieses und weitere fremdenfeindlich motivierte Verbrechen veranlassten mich, mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern eine Solidaritätsveranstaltung gegen Fremdenhass zu organisieren. Es kam soviel Geld zusammen, dass der Verein gegründet werden musste. Er besteht bis heute und händigt kleine Beträge an Asylsuchende in Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen, wie der Caritas, aus.nach oben ↑

1997

Ich beendete mein Studium und begann meine Referendariatszeit in Paderborn.nach oben ↑

1999

Seit diesem Jahr bilde ich Erzieherinnen und Erzieher am Felix-Fechenbach Berufskolleg – an der Fachschule für Sozialpädagogik – aus.

Das Berufskolleg trägt übrigens seit 1988 den Namen Felix-Fechenbach Berufskolleg. Felix Fechenbach war ein von den Nazis ermordeter Jude und Sozialdemokrat, dem ich das Chanson „Er war ganz wach“ widmete und auch zur Feier der Namensgebung spielte (www.ffb-lippe.de/fechenbach.html)nach oben ↑

2012

Inzwischen habe ich 2 tolle Kinder und die passende Partnerin.

Manchmal sagen die Leute:
Hey, du wolltest doch mal berühmt werden!“
Ich antworte: „Bin ich doch“.

Was?“, fragen dann die Leute. „Bist du?“
Ja“, antworte ich. „Bei meiner Familie!“nach oben ↑